Der Roraima-Berg (in der Sprache der Pemón Roraima-Tepui, Roroi heißt „blau-grün“, und ma heißt „groß“, tepui heißt „Haus der Götter“) ist einer der 115 Tafelberge der Gran Sabana. Er ist der höchste, der in Südamerika vorhandenen Pakaraima-Tafelberge und vereint die drei Länder Venezuela, Guayana und Brasilien. Der Roraima liegt am südöstlichsten Eckpunkt des 30.000 km² großen Canaima Nationalparks, und ist der Gipfel des Guayana Hochlands. Die Tafelberge zählen zu den ältesten Landschaftsformationen der Welt. Sie entstanden vor über zwei Milliarden Jahren in der Ära des Präkambriums.
Der höchste Punkt des Bergs liegt auf 2810 m Höhe und nennt sich Maverick Rock. Seine Kuppe umfasst eine Fläche von 31 km² und wird ringsherum von 400 m tiefen Kliffs gestützt. Die Landschaft auf seiner Spitze ähnelt einem Labyrinth aus Felsen mit unzähligen Schluchten, von denen manche mehrere hundert Fuß in die Tiefe reichen. Die Gipfel der Tafelberge sind also nicht flach wie man ursprünglich vermutet hatte. Das Klima am Fuß des Berges ist feucht-tropisch (ca. 30 Grad Celsius), auf der Kuppe allerdings eher gemäßigt (10 Grad Celsius) und geprägt von sehr wechselhaften Wetterbedingungen. Es regnet fast das ganze Jahr hindurch.
Auf dem Roraima existieren Arten, die ausschließlich auf diesem Plateau vorkommen. Der Gipfel des Bergs bietet den Nährboden für die verschiedensten Wälder in denen Orchideen, Bromelien und fleischfressende Pflanzen sprießen. Die Vertreter aus der Tierwelt sind Insekten, Vögel, Kröten, kleinere Reptilien und Säugetiere wie Mäuse. Die Berichte des berühmten Südamerika-Erforschers, Sir Robert Hermann Schomburgk, inspirierten den englischen Landarzt Arthur Conan Doyle zur Erschaffung seines Romans „Die verlorene Welt“. Sein Werk handelt von der Entdeckung einer prähistorischen Welt, in der Dinosaurier und Urpflanzen existieren.
Lange bevor die europäischen Forscher Südamerika betraten, waren die Tafelberge für die Eingeborenen von großer Bedeutung und waren wichtiger Bestandteil in allen ihren Mythen und Legenden. Die Pemón und Kapon Indianer glaubten, dass der Roraima Tafelberg der Stumpf eines mächtigen Baums war, auf dem alle Früchte und Knollen der Welt wuchsen. Die Legende besagt, dass Makunaima, der Schurke ihrer Mythologie, den Baum fällte und dass die Wucht des Aufpralls der Baumkrone, eine schreckliche Flut verursachte. Die Indianer aus dieser Region haben aus Ehrfurcht noch nie versucht den Tafelberg Roraima zu besteigen.
Trekking auf dem Roraima
Heutzutage ist der Roraima Ziel vieler Backpacker. Fast alle Bergsteiger die zum Roraima möchten, starten ihren Marsch auf venezolanischem Boden. Die meisten Wanderer heuern im Paraitepuy-Dorf einen Pemónindianer an. Das Dorf ist über eine Schotterstraße zwischen Kilometer 88 und Santa Elena de Uairén zu erreichen. Obwohl der Pfad zur Bergspitze gut zu erkennen ist und schon oft gewandert wurde, kann man sich dennoch leicht verlaufen. Das liegt daran, dass es wenige wirklich ausgeprägte Wege gibt und die dicke Wolkendecke, sowie die skurrilen Felsformationen, die Sicht beeinträchtigen können. Das Dorf Paraitepui kann problemlos mit dem Jeep erreicht werden. Wegen den schlechten Straßenverhältnissen wird davon abgeraten, sich mit einem normalen PKW auf den Weg zu begeben. Zu Fuß ist man etwa einen Tag unterwegs.
Von Paraitepuy bis zum Fuß des Bergs brauchen die meisten Wanderer einen Tag, ein weiterer wird benötigt um „la rampa“, ein naturtreppenförmiger Weg, der bis zur Spitze führt, zu bewältigen. Für den Rückweg sollte man auch wieder zwei Tage einplanen und wenn man wie die meisten, einen Tag und eine Nacht auf der Kuppe verbringen möchte, kommt man insgesamt auf fünf Tage. Längere Touren reichen für gewöhnlich bis zum nördlichen Teil des Tepuys, welcher sich größtenteils in guayanischem Territorium befindet. Diese Gegend ist zwar weniger erforscht, verfügt aber über noch faszinierendere Landschaften, wie zum Beispiel Lake Gladys. Dennoch sollten nur sehr erfahrene und optimal ausgerüstete Gruppen in dieser Region wandern, da sie größere Gefahren birgt als der beliebtere Süden. Für diejenigen ,die nicht ganz so abenteuerlustig sind, besteht die Möglichkeit den Roraima per Helikopter zu besuchen.