Der Orinoco ist mit seinen 2500 km Länge der drittlängste Fluss der Welt. Er entspringt auf dem Berg Sierra Parima auf 1074 m Höhe, führt das Wasser von ca. 2000 kleineren Flüssen und spreizt sich im Nordosten in unzählige Flussarme, die schließlich in den Atlantik münden. Sein Einzugsgebiet ist das drittgrößte Südamerikas und umfasst ein Fläche von 830.000 km². Das Gebiet, in dem der Orinoco mit dem atlantischen Ozean verschmilzt, nennt man das Orinoco-Delta. Seine Größe beträgt 40.000 km² und ist das Produkt jahrtausendelanger Sedimentablagerung.
Das Klima im Orinoco Flussbecken und im Delta ist tropisch, wobei die Monate Mai/Juni bis November eher feucht sind und die Monate Dezember bis April trocken. Die Niederschlagsrate bewegt sich zwischen 1000 bis 2000 mm pro Jahr, im Süden ist sie sogar noch höher. Die Temperaturen variieren nur wenig und betragen durchgehend zwischen 24,8 bis 26,7 Grad Celsius.
Die Region des Orinoco-Deltas besteht aus rund 60 caños (Wasserstraßen) und 40 Flüssen. Diese haben ein Mosaik aus Sümpfen, tropischen Mischwäldern, überfluteten Weideland, Flussinseln, Savannen und Mangrowen geschaffen. Es ist eines der gesündesten und weitgehend unberührtesten Feuchtgebiete auf dem Planeten. Man unterscheidet im Delta zwischen zwei Arten von Strömen: Braunwasserströme (sie sind direkt mit den Flüssen des Oberlands verbunden und führen Sedimente mit sich) und Schwarzwasserströme (sie lassen Morast ab und führen klares Wasser, welches reich an Humus ist).
Das Delta ist ein entscheidender Lebensraum für eine große Zahl an gefährdeten Tierarten. Zu diesen gehören, das Orinocokrokodil, der Amazonasdelfin, Jaguar, Waldhunde, Riesenflussotter, die Orinocogans und der Harpyienadler. Das riesige Orinoco-Delta Flachland bietet Rückzugsgebiet und Nistplätze für viele verschiedene Vogelarten, wie Schopfhühner, Aras, Papageien, Caciques, Tukane, Eisvögel, Komorane, Reiher, Habichte, Finken und Kolibris. Das reichhaltige Wasser schafft ideale Voraussetzungen für Brutstätten von Amphibien, Reptilien und Fischen: Anakondas, Boas, Vipern,Lanzenotter, Koralschlangen, Leguane, Kaimane, Schildkröten, Pirañas, Stachelrochen und Welse. All diese Tiere, sowie zahlreiche exotische Pflanzen können hier bewundert werden.
Das Orinoco-Delta ist darüber hinaus die Heimat der Waraoindianer. Dieser Indianerstamm, ernährt sich vom Fischen, Jagen und Sammeln und lebt im Einklang mit dem Ökosystem des Flusslands. Die Übersetzung des indianischen Begriffs Warao ist „Bootsmenschen“: das einzige Fortbewegungsmittel ist der Einbaum. An den Ufern des Orinocos leben die Warao in Pfahlbauten (palafitos), die ein aus Palmblättern gefertigtes Dach, aber keine Wände haben. Um den regelmäßigen Überschwemmungen entgegenzuwirken, bauen die Waraos ihre Hütten auf Stelzen. Eine aus Ton hergestellte Feuerstelle befindet sich in der Mitte jeder Hütte und dient zum Kochen. Anstatt in Betten, schlafen die Waraos in selbst gemachten Hängematten. Sie sind geschickte Handwerker und nutzen die ihnen zur Verfügung stehenden Materialien, sowie Balsaholz und die Blätter der Morichepalme um Souvenirs anzufertigen, die sie den Besuchern zum Verkauf anbieten.
Orinoco Eco Camp
Während Ihres Besuches im Delta werden sie im Delta Eco Camp übernachten, welches im Nordosten des Naturreservates gelegen ist. Das Camp wurde vor ein paar Jahren in Zusammenarbeit mit einigen Mitgliedern der Waraogemeinschaft errichtet. Das besondere an diesem Camp ist, dass das gleiche Design und die gleichen Materialien verwendet wurden, die auch von den Eingeborenen zum Bau ihrer Pfahlbauten benutzt werden. An einer Gablung zweier Flüsse, umringt von tropischem Regenwald, entstanden 16 kleine Hütten, die an den Seiten offen sind und deren Dächer aus Palmblättern bestehen. Jede Hütte verfügt über ein oder zwei Doppelbetten und Moskitonetze. Das gesamte Camp ist mit Holzstegen versehen, die die Zimmer, die WCs, die Duschen und die Küche miteinander verbinden. Alle Mahlzeiten während ihres Aufenthalts sind inbegriffen. Eine kleine Bar mit dazugehörigem Gemeinschaftsraum mit einfachen Holzbänken und Hängematten ausgestattet, schaffen eine gemütliche Atmosphäre. Man kann relaxen oder sich am Abend mit anderen Reisenden austauschen. Ein Generator sorgt tagsüber für Elektrizität und ermöglicht es Ihnen ihre Kameras aufzuladen. Im Camp ist weder Internet noch Fernseher vorhanden und die Mobiltelefone haben keinen Empfang: nur Sie im Einklang mit der Schönheit und Ruhe der Natur. Englisch – und deutschsprachige Tourguides, die sich bestens mit den Gegebenheiten des Deltas und insbesondere ihrer Flora und Fauna auskennen, gehören zum Personal dazu. Außerdem werden sie von Waraoindianern unterstützt. Das Ziel ist es den Besuchern eine möglichst authentische und ehrliche Deltaerfahrung anzubieten – diese Unverfälschtheit haben die größeren und kommerzielleren Camps im Osten des Deltas leider verloren.
Je nachdem wie lange sie im Camp bleiben wollen ,stehen Ihnen verschiedene geführte Ausflüge zur Auswahl: Dschungelwanderung, Tierbeobachtungsausflüge im Motorboot, eine Nachttour in einem Kanu um nachtaktive Tiere wie Schlangen oder Kaimane zu beobachten, Besuch einer nahe gelegenen Büffelfarm und ein Besuch bei einer Waraofamilie um handgefertigte Souvenirs zu kaufen. Für Gäste, die einen längeren Aufenthalt planen, besteht die Möglichkeit eine Nacht in einem kleinen Indianerdorf zu verbringen und hautnah die Kultur und Lebensweise der faszinierenden „Bootsmenschen“ zu erleben.